// Der Theater-Kritiker und -Wissenschaftler Elias Malandris sah sich eine Preview unseres Films „Dance Fight Love Die – With Mikis on the Road“ in Athen an und schrieb am nächsten Tag folgenden Artikel: //
MIKIS‘ KREATIV-CHAOTISCHE WELT
Gestern sahen wir im „Alkyonida“ – einem komplett sanierten Programmkino, in dem nur ausgewählte Filme gezeigt werden – „DANCE FIGHT LOVE DIE – WITH MIKIS ON THE ROAD“. Somit ist dieses Werk in die Gesellschaft von cineastischen Highlights gerückt, die nicht nur Wendepunkte in der Geschichte des internationalen Filmschaffens markieren, sondern auch neue Kunstformen auf der Leinwand darstellen. In so einem Umfeld ist Asteris Kutulas’ „DANCE FIGHT LOVE DIE“ absolut am richtigen Ort, ein Film, der den für viele wohl eher unbekannten Mikis erlebbar macht. Humorvoll, in sich gekehrt, nachdenklich, bei der Arbeit und in Momenten der Erholung, beim Essen, bei Konzerten, dann, wenn er sich vorbereitet, aber auch, wenn er sich auseinandersetzt, dann, wenn er im Fernsehen die Riots – und mittendrin sich selbst – am Syntagma-Platz sieht, wobei sich Vergleiche dieser Szenen mit Bildern aus Chile, Kuba, dem Griechenland von 1974 oder dem Deutschland von 1936 einstellen.
Asteris Kutulas hat uns damit ein unschätzbar wertvolles Geschenk gemacht. Er huldigt dem musikalischen Schöpfer, der sich seinerseits dem Biografen ausliefert. In diesem Film offenbart sich die schöne, kreativ-chaotische Welt von Mikis mit ihren vielen unterschiedlichen Seiten.
Ich möchte die vielen überraschenden Momente nicht vorwegnehmen, die sich in den Paralleluniversen von „DANCE FIGHT LOVE DIE“ ereignen. Gedanken werden Bild, Widerstreit, Imaginationen der Welt einer reinen Göttlichkeit, eines erotischen Heldentums, einer mystischen Liebe. Man kann die vielen Aspekte nicht voneinander getrennt, schön nacheinander betrachten, weil sie doch immer wieder dann präsent sind, wenn man sie gar nicht erwartet, und augenblicklich Emotionen auslösen.
Der Darsteller Stathis Papadopoulos ist in der Welt des Kinos groß geworden; bekannt als der perfekte Protagonist in Giannaris‘ Filmen, dem talentiertesten Filmemacher seiner Generation. Papadopoulos beherrscht seine individuellen Ausdrucksmittel, und in „DANCE FIGHT LOVE DIE“ gelingt ihm das mit einer besonderen Leichtigkeit auch in einer anderen Form: der des poetischen Filmschaffens. Szenen wie die aus einer Anthologie – die Szene, in der er „mit dem Kopf durch Wand will“, oder die Szene, in der er austeilt und einstecken muss in einem imaginären Boxring, oder die Szene, in der er mit einer Frau schläft, auf den schönen Trümmern all dessen, was längst zu Bruch gegangen ist. Die ewige Kind-Frau in Mikis’ Werk (hier dargestellt von Sandra von Ruffin), sie war zugleich Myrtia, Margarita Margaro und Marina. Die bezaubernden Frauenfiguren in Kutulas’ Werk wirken wie Figuren aus einem Gemälde, so, wie es bereits in seinem Film „Recycling Medea“ zu erleben war.
Ein Highlight: die israelische Band Anna RF, die Mikis’ musikalisches Thema von „Dakrismena Matia – Weeping Eyes“ im Himalaya spielt.
Asteris kennt Mikis sehr gut, und er gewährt Einblicke in einige seiner persönlichen Seiten, in seinen Kosmos, in Situationen mit ihm nahestehenden Menschen sowie in seine Gedanken- und Ideenwelt und in Momente der Verstörung in kurzen, sehr privaten Augenblicken. Der Film ist das wertvolle Dokument eines ganzen Lebens.
Elias Malandris, 2017
(Photo: Filmstill with Ilse Liepa, Bolshoi Opera House Moscow, 1996 © by Asti Music.)
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